Die Grenzgänger

Wohl heute noch und morgen

Wohl heute noch und morgen
Da bleibe ich bei dir
Wenn aber kommt der dritte Tag
dann muß ich fort von hier

Wann kommst du aber wieder
Herzallerliebster mein
Wenn´s schneiet rote Rosen
Und´s regnet kühlen Wein

Es schneit doch keine Rosen
Es regnet keinen Wein
So kommst du auch nicht wieder
Herzallerliebster mein

In meines Vaters Garten
legte ich mich nieder und schlief
da träumet mir ein Träumelein
wie´s schneiet über mich

Und als ich nun erwachte
da war es lauter Nichts
es warn die roten Rosen
die blühten über mich

Der Knabe kehrt zurück
Er geht in den Garten ein,
trägt einen Kranz von Rosen
und einen Krug voll Wein

Ist mit dem Fuß gestoßen
An eines Grabes Stein
da schneit es rote Rosen
da regnet’s kühlen Wein

Wohl heute noch und morgen
bleibe ich bei dir
Wenn aber kommt der dritte Tag
dann muß ich fort von hier

Vor 1820 aus Schlesien, unter dem Titel: „Des Mägdleins Grab“ umgedichtet auch in „Des Knaben Wunderhorn“