Drütte Die „Grenzgänger“ spielen zum 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz
So fröhlich und schwungvoll hatten sich viele der Besucher das Konzert zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am Dienstagabend wohl nicht vorgestellt. Der Arbeitskreis Stadtgeschichte hatte zu der traditionellen Veranstaltung in der Gedenk- und Dokumentationsstätte Drütte das Quartett „Grenzgänger“ eingeladen. „Das Interesse an den Konzerten ist immer sehr groß.“ Elke Zacharias, Leiterin der Gedenkstätte KZ Drütte, zum Erfolg der Veranstaltungen.
Und das machte mit seinem Programm „Mit Edelweiß und weißer Rose“ deutlich, dass Lieder aus dem Widerstand und aus den Konzentrationslagern durchaus auch fröhlicher Natur sein können. Zum zweiten Mal in Folge war das Gedenkkonzert schon im Vorfeld ausverkauft. Rund 130 Gäste konnte die Leiterin der Gedenkstätte, Elke Zacharias, in Drütte begrüßen. „Das Interesse an den Konzerten ist immer sehr groß“, freute sich Zacharias. Und zum 70. Jahrestag sogar besonders. „Wie mussten vielen Interessierten absagen.“ Die „Grenzgänger“, Michael Zachcial (Gitarre und Gesang), Frederic Drobnjak (Gitarre), Annette Rettich (Cello) und Felix Kroll (Akkordeon) trugen die alten Lieder in ihrer eigenen Interpretation vor, und manchmal auch etwas flotter als vielleicht ursprünglich gedacht, wie Sänger Zachcial erklärend ergänzte.
Und so erklang auch das Neuengammer Lagerlied überraschend fröhlich. Im ersten Teil des Konzerts gingen die Musiker oft weit in der Zeit zurück, bis in die Jahre des Ersten Weltkrieges. Denn viele Lieder aus der Zeit, so berichtete Sänger Zachcial, seien späterauch in den Konzentrationslagern gesungen worden. Dazu gehörte auch ein Lied, dass auf der ganzen Welt als Lied des Friedens bekanntgeworden ist: Lili Marleen.
Mit seiner wunderbaren Stimme trug er nicht nur die unvergessenen und unvergesslichen Lieder vor, er wusste auch stets etwas dazu zu erzählen. Im zweiten Teil des Konzerts konzentrierten sich die „Grenzgänger“ dann auf Lieder aus den Konzentrationslagern und aus dem Widerstand. Das wohl bekannteste unter ihnen dürfte das Lied von den Moorsoldaten sein, das 1933 Häftlinge des Konzentrationslagers Börgermoor geschaffen hatten. Und auch das trugen die „Grenzgänger“ in ihrer ganz eigenen Art vor. War der Beifall zu Beginn des Konzerts noch etwas vorsichtig, schafften es die vier großartigen Musiker, die Atmosphäre so weit aufzulockern, dass das Klatschen gar nicht mehr schwerfiel. „Die Lieder aus dem Widerstand und aus den Konzentrationslagern sind oft lebensbejahend und in die Zukunft gerichtet und nicht zwangsläufig traurig“, erklärt Zacharias. Und dies deutlich zu machen, ist den „Grenzgängern“ am Dienstagabend eindrucksvoll gelungen.
Von Elke Kräwer, Salzgitter-Zeitung, 28. Januar 2015 ,
mit freundlicher Genehmigung der Salzgitter-Zeitung